Das ganze Jahr habe ich damit verbracht, an mir selbst zu arbeiten, über mich hinaus zu wachsen. Dazu gehörte, dass ich meine Gesundheit und meine Fitness verbessere, dass ich mental weiter komme, negatives hinter mir lasse und zu einem besseren und positiveren Menschen werde. Dazu gehört auch, mir einzugestehen, dass ich in meiner Ehe gescheitert bin.

Es lief schon einige Jahre nicht mehr so richtig rund, man möchte es nicht sehen. Man verschließt die Augen vor dem Unvermeidlichen. Man hat Verantwortung den Kindern gegenüber, möchte niemanden verletzen, und man will sich auch nicht die Blöße geben, vor Familie und Freunden als Verlierer dazustehen. Alles ziemlich schlechte Gründe, sein eigenes Leben, das einzige, welches man hat, in einer Beziehung, in einem Leben zu verschwenden, dass nicht zu einem passt. Einem Leben, das einen unglücklich macht.

Ich habe Fehler gemacht, sie hat Fehler gemacht. Wir passten von Anfang an nicht wirklich zusammen, über die Jahre wurde das aber exponentiell immer problematischer. Irgendwann hat jeder resigniert. Es wäre jetzt ein leichtes, ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Aber auch sehr billig. Es hat nicht geklappt, jetzt ist jeder wieder frei und kann in die Zukunft blicken. Das ist etwas gutes, und auch wenn sie wohl etwas länger für diese Erkenntnis braucht als ich, wird sie dies eines Tages genauso sehen.

Ich habe bei diesem grandiosen Scheitern einiges gelernt. Über Beziehungen, vor allem aber auch über mich. Ich weiß, was ich an einer Frau schätze, was ich erwarte und was ich bereit bin zu geben. Ich kenne meine Grenzen und weiß, welche Kompromisse ich eingehen kann und welche nicht. Ich weiß, wie ich leben will.

Wenn man durch ein Scheitern für sich Schlüsse ziehen kann, etwas lernen kann, dann ist es am Ende doch kein wirkliches Scheitern. Jede neue Erkenntnis, jedes Lernen ist letztlich ein Gewinn. Und ich sehe, dass ich viel gewonnen habe.

Mir wurde nachgesagt, ich sei feige, würde einfach so das Handtuch werfen. Aber das kann ich so nicht sehen. Ich werfe das Handtuch nicht einfach so weg, dafür habe ich viel zu lange versucht, all das am Leben zu halten. Und auch ist es nicht feige, einen Entschluss zu fassen, dafür zu sorgen, ein besseres Leben zu leben. Es ist im Gegenteil sehr mutig, vor allem auch mit fast 40 Jahren. Das ist immer noch jung genug, um noch ein schönes und erfülltes Leben haben zu können, aber es ist eben auch in einem Alter, in dem man viel mit sich herum tragen darf und muss.

Ja, ich bin in meiner Ehe gescheitert, aber ich gewinne mein Leben zurück.

Und da von so ziemlich jedem die erste Frage ist, was denn mit den Kindern sei: Sie kommen recht gut damit klar und ich werde mein möglichstes geben, ihnen jede Veränderung so leicht wie möglich zu machen.